Shri Ramakrishna
geb. 1836
Kamarpukur [Indien] |
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Shri Ramakrishna empfahl den Zuhörern seiner Lektionen fast ausschließlich den Weg der Liebe und Verehrung Gottes. Er war kein Lehrer, der seinen Schülern systematischen Unterricht des Yoga gab. Er war ein Heiliger, der in der Liebe zu Gott versunken war. Allein seine Anwesenheit genügte, um die Schüler und Verehrer die göttliche Kraft erfahren zu lassen und um sie auf deren spirituellem Weg zu bestärken. | ||||
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Es ist charakteristisch für Ramakrishna, dass er seine erste Entrückung im Anblick der Schönheit erfuhr. In keiner Phase seines Lebens ist er ein finsterer Asket gewesen. Die Heiterkeit und Unbeschwertheit seiner Kindheit sollten Ramakrishna nie mehr verlassen. Nicht einmal der feurige Kern des Göttlichen, in den er eingedrungen ist, hat die kindliche Heiterkeit seines Wesens versengen können. Das war das Großartige an ihm: Dass er die Einfachheit des Göttlichen wie die Einfachheit des Kindes erscheinen ließ – natürlich, ungezwungen, ohne asketische Strenge. Sein Wesen war ganz Bejahung des Göttlichen. Es scheint fast, er brauchte nichts 'aufzugeben', niemandem zu 'entsagen', weil in seiner total offenen Bejahung nichts anderes als Gott übrig blieb. | ||||
1852
übersiedelte Ramakrishna nach Kalkutta, wo sein älterer Bruder eine
Sanskrit-Schule eröffnet hatte. Doch statt zu studieren, besuchte
Ramakrishna hauptsächlich Familien der Umgebung, um vor ihren Hausaltären
den rituellen Gottesdienst, die Puja, zu feiern. Hartnäckig lehnte er es ab,
„weltliche Bildung" zu erwerben. Während einer Puja zu Ehren der Göttin Kali
in einem ihr geweihten Tempel packte ihn wie eine Urgewalt die Sehnsucht,
die Göttin zu schauen. Das heißt, nicht nur die Lehmfigur mit den leiblichen
Augen zu sehen, sondern ihre geistige Gestalt mit den geistigen Augen
visionär zu erfahren. Jahre später schilderte Ramakrishna dieses Ereignis
einem seiner Schüler so: „Eines Tages war ich die Beute einer schrecklichen Angst. Ich hatte das Gefühl, als werde mein Herz ausgewrungen wie ein feuchtes Tuch. Ich war von Leiden gequält. Beim Gedanken, dass ich diese göttliche Erscheinung nicht haben könne, schien mir das Leben nicht mehr lebenswert zu sein. Ich war entschlossen, ein Ende mit mir zu machen. Da erblickte ich das große Schwert, das im Heiligtum hing. Ich stürzte wie ein Toller darauf los, um es zu ergreifen und – plötzlich offenbarte sich mir endlich die gnadenvolle Mutter. Die verschiedenen Teile der Gebäude, der Tempel und alles andere verschwanden spurlos vor meinen Augen. Statt dessen sah ich einen Ozean des Geistes, grenzenlos, unendlich, blendend. Soweit mein Blick reichte, sah ich glänzende Wogen, die von allen Seiten her sich erhoben und mit schrecklichem Rauschen auf mich niederbrandeten, als wollten sie mich verschlingen. Ich konnte nicht mehr atmen. Vom Wirbel der Wogen erfasst, stürzte ich leblos hin. Was in der äußeren Welt vor sich ging, wusste ich nicht. Mein Inneres wurde von einer stetigen Welle unaussprechlicher, mir noch völlig unbekannter Glückseligkeit durchflutet und ich fühlte die Gegenwart der göttlichen Mutter." |
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„Es ist vollkommen wahr, dass Gott menschliche Gestalt annehmen kann, um sich auf Erden zu zeigen, wie im Falle Krishnas, und es ist auch wahr, dass Gott sich seinen Gläubigen in verschiedenen Gestalten offenbaren kann. Aber es ist ebenso wahr, dass Gott gestaltlos ist. Er ist das unteilbare Sat-Chit-Ananda – Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit. Verstehst du, was ich sagen will? Sat-Chit-Ananda ist wie das unendliche Weltmeer. Starke Kälte verwandelt das Wasser in Eis, das auf dem Wasser in Blöcken von verschiedener Form schwimmt. Ebenso kann man unter Einwirkung der Bhakti [Liebe] Formen Gottes im Meer des Absoluten wahrnehmen. Diese Formen haben Bedeutung für die Gottbegeisterten. Aber wenn die Sonne des Bewusstseins aufsteigt, schmilzt das Eis, es wird wieder zu Wasser wie vorher. Wasser unten, Wasser oben, immer ist es dasselbe Wasser." | ||||
Als die
Umgebung Ramakrishnas unbändige Sehnsucht nach Gott wahrnahm, schloss sie
auf einen verstörten Geist und glaubte ihn von seiner „Tollheit" durch
Heirat kurieren zu müssen. Er willigte ein und nahm eine junge, schöne Frau
mit der sorgfältigen Liebe eines Ehemannes zu sich. Doch blieb die Ehe
unvollzogen. Wer Gott erkannt hat, würde er später seine Schüler belehren,
der ist zu einer körperlichen Beziehung mit dem Ehepartner nicht mehr fähig.
Ramakrishnas Handlungsweise verkörperte sein Ideal: Er führte ein Eheleben,
ohne im geringsten von seinem hohen spirituellen
Zustand herabzusinken. Er behandelte seine Frau mit der zartesten Sorgfalt,
mit Respekt, ja Verehrung – er erkannte in ihr die Muttergottheit. Dies
stand – und steht bis heute – im Gegensatz zu der untergeordneten und meist
demütigenden Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft.
Während der
fünf bis sechs Jahre, die ihm blieben, hat Ramakrishna unermüdlich über Gott
gesprochen. Sein Zimmer wurde die Wiege eines reformierten Hinduismus, in
dem das Beste seines philosophischen und asketischen Genies enthalten war,
jedoch ohne seine hierarchische Starrheit, sein Kastendünkel, die ungeistige
Enge eines übertriebenen Ritualismus. Ramakrishnas eine große Lehre
war: Der Gottesgeist ist grenzenlos und die Geistesweite und Geistestiefe
kann vor keinem Lebensbereich und keiner gesellschaftlichen Schicht Halt
machen. Versuche nicht, Gott in einem Verhau von Riten und Dogmen und
Anschauungen und Argumenten einzukeilen; glaube niemals, er sei irgendwo
ganz enthalten. Unendlich geht er über alles Erdenkbare hinaus. Das
erfordert von jedem eine radikale Wandlung und ständig neue feine
Einstellung auf das Geistige in unseren Handlungen, in den Situationen, die
er erlebt, in den Menschen und den Dingen um sich.
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Ein anderes Mal sagt er: „Gott ist auf dem Dach. Nun muss man hinaufklettern. Die einen nehmen eine Leiter, die anderen ein Seil oder eine Steintreppe oder eine Bambusstange, andere steigen hinauf nach ihrer Art. Die Hauptsache ist nur eines: dass man auf das Dach hinaufkommt. Ob ihr diesen oder jenen Weg nehmt, ist ziemlich gleichgültig. Was man natürlich nicht tun kann, ist, mehrere Arten zugleich zu verwenden; wenn schon, dann eine nach der anderen. Wenn ihr Gott gefunden habt, dann seid ihr auf dem Dach, und nun versteht ihr, dass man verschiedene Wege nehmen kann, um ihn zu erreichen. Nur dürft ihr keinesfalls meinen, dass die anderen Wege nicht zu Gott führen. Es sind verschiedene Wege auf dasselbe Dach! Ein jeder gehe seinen eigenen Pfad. Wer aber redlich und heißen Herzens Gott sucht – Friede sei mit ihm! Gewiss wird er Ihn finden. Ihr mögt sagen, in einer anderen Religion gebe es doch viele Irrtümer und Aberglauben. Darauf antworte ich: Es mag so sein. Jede Religion hat ihre Irrtümer. Jeder denkt, dass nur seine Uhr richtig geht. Es genügt aber, eine heiße Liebe zu Gott zu haben. Es ist genug, Ihn zu lieben und sich zu Ihm hingezogen zu fühlen." | ||||
Bei einer
anderen Gelegenheit warnte Ramakrishna: „Es ist gar nicht nötig, so viel in
den Schriften zu lesen. Ihr bekommt dann nur Lust, euch mit Beweisen und
Erörterungen abzugeben. Was ihr erreicht, wenn ihr den Namen Gottes zehn Mal
voll Liebe wiederholt – das ist das Wesentliche der Heiligen
Schriften. Seid Narren Gottes, dürstet in Wahrheit nach Gott, nach dem
göttlichen Rausch. Die Liebe ist der Schlüssel zur Erkenntnis und öffnet
alle Türen." Ramakrishna selbst blieb, was er seit Jugendzeit gewesen war: ein Verehrer von Ma Kali; und obwohl er sämtliche Heilswege des Hinduismus wie auch andere erprobt hatte, kehrte er zuletzt zur Bhakti, dem Weg der Gottesliebe, zurück: |
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„Liebe ihn. Ersehne ihn aus ganzem Herzen. Und bleibe auf deinem einmal eingeschlagenen Weg. Ersehne ihn leidenschaftlich. Dann wird er dir sein Wesen selbst zu erkennen geben. Wenn du schon verrückt sein musst, warum dann der Dinge dieser Welt wegen? Wenn du schon verrückt sein musst, dann sei verrückt nach ihm.“ | ||||
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„Es
gibt keine bösen, nur unwissende Menschen!
„Bist Du in der
Wahrheit fest verankert, so wirst du selbst im |
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Sri Sarada Devi 1853-1920 Sara Devi war Ramakrishnas Ehepartnerin. Sri
Sarada Devi ist im heutigen Indien vielen Millionen als die “Heilige Mutter”
bekannt. |
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Swami Vivekananda (Narenda) 1863-1902 |
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Swami Vivekananda war in seiner Jugend alles andere als ein Sucher. Er beschäftigte sich mit atheistischen Philosophien und westlichen Wissenschaften, und hielt nicht viel von der religiösen Tradition um ihn herum. Später jedoch ging er auf die Suche nach Gott, und fragte jeden Meister, den er sah, ob er Gott gesehen hätte. Sri Ramakrishna bejahte diese Frage zu seinem grossen Erstaunen, und er wurde sein Lieblings-Schüler, hatte aber bis zum Tode des Meisters immer wieder starke Zweifel. Nach dem Tode des Meisters legte Swami Vivekananda das Mönchsgelübde ab, wanderte durch Indien und organisierte die Bruderschaft seiner Mitschüler. 1893 ging er zum ersten Mal zu Kongress der Religionen nach Chicago, wo er grossen Eindruck machte und dann drei Jahre lang blieb. Dann ging er zurück nach Indien. Swami Vivekanada starb mit 39 Jahren sehr jung. Er hinterließ ein neunbändiges Werk von Schriften über den indischen Yoga, Reden und Gedichten. |
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Literatur:
"Ramakrishna. Das Vermächtnis"
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