Der Zug

Jänner 2003

Bislang letzter Traum einer Traumserie. Ein Zug altmodischer Bauart fährt an mir vorbei. In der kleinen schwarzen Lokomotive sind eine Menge unguter Wesen, die ich garnicht ansehen kann. In den Waggons sitzen Menschen, die arm und phlegmatisch aussehen. Der Zug fährt in einem engen Tal. Ich laufe die begraste Böschung hinauf. Oben stehen Bäume, die Sonne scheint und einige Menschen wandern in der schönen Natur. Ich beginne auf dem Weg parallel zum Tal zu laufen, um den Zug zu überholen (dies ist in den früheren Träumen immer schon das Ende gewesen). Ich laufe an vielen Menschen vorbei, die völlig teilnahmslos scheinen. Sie nehmen weder den Zug, noch mich wirklich zur Kenntnis. Ich blicke nach unten. Der Zug ist nicht mehr sichtbar, sondern große bräunlich behaarte Elefanten. Es sind eindeutig Mammuts, wie mir im Traum bewusst wird ☺ Die Mammuts gehen vor dem Zug her und verständigen sich irgendwie untereinander, indem sie den Kopf wenden und sich die Rüssel entgegen strecken. Unten sind auch viele Leute, die die Tiere bewundern. Es erinnert mich an einen Zirkus-Umzug. Jetzt habe ich die Tiere auch überholt und beginne die Böschung hinunter zu laufen. Die ist jetzt viel tiefer und auch unglaublich steil. Ich rase hinunter. Mir wird bewusst, dass ich es genieße, wie ich geradezu schwerelos den Hang hinab gleite. Noch bevor ich unten ankomme, ist der Traum aus. Ich bin wach und erinnere mich an den Traum. Durch das Vorbeiziehenlassen der Bilder und Beobachten, welche Assoziationen mir bewusst werden, versuche ich die Bedeutung zu ergründen. Ich versuche auch das Geschehen fortzusetzten. Was würde ich tun, wenn ich unten vor dem Zug stehen würde? Ich bin ziemlich sicher, dass ich die Mammuts nicht zu fürchten brauche. Die kriege ich auf meine Seite, aber was dann? Würde ich mit meinem Zauberspruch die Wesen in der Lok vetreiben können?

 

Erst nach etwas mehr als einer Woche löst sich das Rätsel auf: Erstmal meine Interpretation (bitte meine Wortwahl nicht auf die Waagschale zu legen): Der Zug ist ein höllisches Konstrukt. Wesen mit niedrigen machtgierigen Absichten schleppen viele Menschen mit sich, die ihnen wehrlos ausgeliefert sind, weil sie in ein System (der fahrende Zug) eingeschlossen sind, das sie aus eigener Kraft nicht verlassen können. Die Mammuts sind gewaltige Kräfte, die an sich neutral – weder gut noch böse – sind, aber von den Lokführern zu ihren Zwecken vor den Zug gespannt wurden. Das ganze spielt sich mitten in einer scheinbar ruhigen, schönen Welt ab; nicht in einer Höllensphäre! Auf der Erde gibt es so etwas ja auch, z.B. ein Staat, der durch einen machtgierigen, skrupellosen und brutalen Diktator samt seiner ihm hörigen Organisation beherrscht wird. Nun zu der Fortsetzung, die mich in der Vorstellung am ehesten befriedigt: Ich werde nicht in einem heldenhaften Akt die Bösen vertreiben und die armen Zuginsassen befreien. 

Da hatte ich schon Szenarien vor Augen, die stark an Superman erinnerten ☺

Nein, ich werde die Menschen in der Umgebung, die das Geschehen nicht sehen oder nicht begreifen, aufklären und versuchen in ihnen Mitgefühl zu wecken. Wir könnten dann mit den Insassen reden und ... naja ... die Mammuts würde ich schon versuchen für unsere Zwecke einzuspannen. Mein Zauberwort würde verhindern, dass die unguten Lokführer uns behindern. Vielleicht verschwinden sie dann von selber, wenn es ihnen nicht mehr so leicht fällt Macht auszuüben.