Traum, 30.1.1977
Ich befinde mich in einem Raum. Vor mir erscheint ein tibetischer Lama. Es ist Lama Mig Sum, der mir einige male in Sichten erschienen ist. Er trägt ein wunderbares besticktes Gewand in weinrot mit langen Ärmeln. Aus einer Tasche des Gewandes zieht er ein Säckchen mit Sand und streut ihn zu seinen beiden Seiten aus. Aus der anderen Tasche zieht er nun eine Art Fächer und steckt diesen in den Sand. Es ist ein fächerartig zusammenklappbarer Spiegel, der sich nun öffnet und immer größer wird. Dasselbe macht er auf der anderen Seite. Dann spricht er in perfektem Deutsch, in einer sehr melodischen Stimme: „Du kennst mich schon aus den Sichten, aber heute wirst du mich im visionären Traum sehen. Ich will dir ein paar Bilder zeigen und vielleicht kannst du etwas daraus lernen.“
Ich bedanke mich, indem ich mich verbeuge. Ich ziehe es vor zu schweigen, schließlich ist mir dieser Mig Sum erst 2 Mal erschienen und ist mir noch etwas fremd. Im Traum ist er mir noch nie erschienen.
Lama Mig Sum spricht weiter: „Schau in diesen ersten Fächerspiegel.“ Ich schau in diesen Spiegel, da sehe ich ein Hochland. Plötzlich sehe ich einen Raum mit Schülern. Ich nehme an, es sind Schüler, sie sind alle jung, manche sind geschoren, bei manchen sind die Haare nachgewachsen. Da kommt ein junges Mädchen, es hat schwarze Haare, zwei Zöpfe und setzt sich nieder. Hinter ihr sitzen weitere ein oder zwei Mädchen; die sind viel älter.
Jeder der Schüler hat vor sich ein Art Buch, aus zusammen gelegten Blättern, wie es in Tibet üblich ist. Vor all den Schülern sitzt Mig Sum. Er trägt ein goldenes Stirnband. Es ist ganz still, man hört keinen Laut. Dann verschwindet das Bild und der Fächer auf der einen Seite ist weg.
Ich warte ab und frage lieber nicht. Da deutet er mir, ich soll in den zweiten Spiegel schauen. Ich wende mich hin und sehe wieder ein Hochland und viele junge Menschen. Dann eine ältere Frau mit den Gesichtszügen des jungen Mädchens mit den zwei Zöpfen. Diesmal aber sind die Zöpfe schon ergraut. Wieder sehe ich Mig Sum dort sitzen. Vor ihm ist eine Schale, wahrscheinlich Tee. Dann kommt ein junger Mann. Er sieht in den Gesichtszügen Vayu ähnlich. Er trägt ein schönes Stirnband und setzt sich zu der Frau und lächelt sie an. Er ist ca. 18 oder 19-jährig. Ich schau das Bild genau an. Dann blicke ich kurz zu Mig Sum, der vor mir sitzt und vergleiche ihn mit dem in der Szene auf dem Schirm. Dort nehmen die Schüler die Tassen und warten bis Mig Sum beginnt Tee zu trinken. Dann trinken alle still. Darauf verschwindet das Bild. Ich frage mich, was das alles bedeuten soll!
Wieder verschwindet der Fächer und es kommt ein dritter Fächer.
Mig Sum sagt: „Du musst gut hinschauen, dann wirst du vielleicht etwas erkennen.“
Zum Zeichen meiner Zustimmung verbeuge ich mich. Jetzt sehe ich einen Zen-Garten, und junge Mönche, die mit einem Holzrechen den Zen-Garten bearbeiten. Mig Sum sehe ich nicht. Ich sehe wieder diese Frau, die im ersten Bild das Mädchen mit den Zöpfen war. In ihrem jetzigen Alter erkenne ich ihre große Ähnlichkeit mit mir und ich denke, das könnte meine Schwester sein. Ihre Zöpfe sind eisgrau. Neben ihr der Mann, den ich mit Vayu in Beziehung brachte, jetzt ca. 50. Diese Frau oder Yogini geht jetzt mit einem Stock. Beide gehen sie jetzt durch einen Zier-Garten. Der Mann bietet ihr den Arm. Sie scheint ziemlich alt zu sein, ca. 85 Jahre. Später setzen sie sich nieder und ein ganz junger Mönch bringt Teeschalen und gießt Tee ein. Plötzlich sieht man wieder Mig Sum. Er bringt eine wunderschöne Mütze, die ist mit lauter bunten Steinen besetzt und er gibt sie diesem Mann. Der verbeugt sich tief, Mig Sum umarmt ihn, dann die Frau. Dann war das Bild weg.
Ich hab nicht viel begriffen und dachte mir, ich werde dennoch lieber schweigen und wenn er mich fragt, dann sage ich, dass ich es eben nicht ganz versteh.
Da wird der große Fächer wieder klein, klappt zu und Lama Mig Sum steckt es ein als wäre es ein kleiner Fächer aus Papier. Jetzt blickt er auf die andere Seite, dort entsteht wieder ein Spiegelfächer, ich schau, sehe aber kein Bild.
Da sagt er: „Ein Bild zeige ich dir noch.“ Auf dem Bild sehe ich lediglich eine Waage, sonst nichts.
„Hierzu werde dir noch zwei Bilder zeigen“, sagt er.
Ich sehe noch eine Waage, aber die ist kleiner. Beim dritten Bild sehe ich eine noch kleinere Waage.
Schon schiebt sich der Fächer wieder zusammen und Lama Mig Sum steckt ihn wieder in sein wunderbar violettes Kleid und fragt: „Was hast du gesehen?“
Ich zähle ihm die Bilder auf, die ich gesehen habe.
Er fragt: „Hast du gut hingeschaut?“
Sag ich: „Bitte, ich habe hingeschaut, es war sehr schön. Dabei denke ich mir, mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich es nicht erklären kann.“
Mig Sum: „Na ja, das war die Vergangenheit. Das warst du einmal vor vielen, vielen Jahren und das war derjenige, der heute dein Sohn ist.“
Ich bedanke mich und will noch etwas fragen und er deutet mit dem Finger, dass ich schweigen soll. Anscheinend soll nicht zu viel gesprochen werden.
Er fragt weiter: „Was hast du auf dem letzten Schirm gesehen?“
Ich antworte: „Ich hab eine Waage gesehen und noch eine Waage und noch eine Waage. Eine war groß, eine war klein und eine war so klein, wie vom Juwelier.“
"Siehst du, das ist die Zukunft". Dann deutet er mir, dass ich still sein soll und ich befolge das natürlich. Während ich schweige wird der Raum ganz violett, Mig Sum verschwindet und der Traum ist aus.