Traum, Herbst 1976
Es ist eine Halle aus Glas. Sie ist sehr weit, ich kann das Ende des Glashauses nicht absehen, und sie ist sehr hoch. Am Rand ist eine lange Bank mit Rückenlehne. Dort sitzt der geistige Yogalehrer, wie er mir schon früher vorgestellt wurde, wieder im smaragdgrünen Samtgewand. Er nickt mir freundlich zu und deutet mir, ich soll mich hinsetzen. Ich setze mich.
Er schreibt auf: „Entspanne dich, konzentriere dich und schaue durch die Glaswand.“
Das tue ich. Ich sehe überhaupt nichts.
Ich habe wieder eine kleine Tafel bekommen, diesmal in Hellblau und mit dunkelblauem Stift. Ich schreibe auf: „Bitte, ich sehe nichts Konkretes, nur Konturen.“
Er schreibt: „Bitte konzentriere dich besser.“
Ich entspanne mich und konzentriere mich angespannt, sehe jedoch nicht mehr als vorher. Das schreibe ich auf.
Er nimmt eine Schatulle heraus, die so groß ist, dass 2 Taschenuhren darin Platz hätten. Sie ist ganz aus Gold, ich schau aufmerksam zu. Er nimmt aus der Schatulle ein aus Gold nachgebildetes Ohr, das an einer längeren, dicken Goldkette hängt. Dann setzt er dieses Gebilde, welches kaum spürbar ist, auf mein linkes Ohr und das Ende der Kette befestigt er an seinem Ohr.
Er schreibt auf: „Höre und sehe gut.“
Ich schaue konzentriert hinaus und sehe diesmal mehr. Ich sehe unübersehbar viele Bäume, welche von einem Orkan geschüttelt werden. Sie haben große Stämme, die sich fast bis hinunter biegen. Ich bin ganz erschrocken und schaue fasziniert diesem Naturschauspiel zu. Dann hört dieser Orkan auf und es prasselt ein Regen herunter, wie Hagelkörner, das ist hinter der Glasscheibe. Hagelkörner sehe ich keine, aber es prasselt so.
Das dauert eine Weile, nachher ist wieder nichts und jetzt sehe ich Schnee, ganz feinen Schnee, den ich rieseln höre.
Das dauert auch eine Weile, dann ist wieder nichts.
Er nimmt mir wieder das Ohr weg, steckt es wieder in die Schatulle und diese wieder in die Umhangtasche. Er fragt: „Was hast du gesehen, was hast du gehört?“ Ich schreibe auf: „Zuerst habe ich einen furchtbaren Orkan gesehen und gehört, tosend, ich dachte immer, die Bäume fallen um, sie sind aber nicht umgefallen. Nachher habe ich einen prasselnden Regen gehört und gesehen, wie die Tropfen herunter fallen, das war wie kleine Steine oder große Hagelkörner fallen würden. Dann waren wunderbare Schneeflocken, wie Blumen eigentlich, das hat gerieselt, das hat sich sehr fein angehört. Was anderes habe ich weder gesehen, noch gehört.
Die Tafel ist schon gelöscht und er schreibt auf: „Ja, das hast du gut gesehen und gehört.“
Jetzt sehe ich, dass weit vorn und ein Knabe sitzt, etwa 13 bis 14 jährig. Er hat ein wunderschönes Gesicht und er hat ein Blatt vor sich. Was auf dem Blatt steht, weiß ich nicht. Er kommt, es ist ein langer Weg, bis er zu uns kommt. Er verbeugt sich. Der Führer verbeugt sich auch. Der Knabe zeigt ihm das Blatt. Dann macht er eine Geste, dass ich mitkommen soll und wir gehen. Wir gehen zu einem Lift.
Wir fahren und fahren: Dann ist wieder Halt. Er steigt aus, ich steige hinter ihm nach. Der Jüngling hält Abstand.
Wir betreten eine sehr große Halle; sie ist leer. An der Wand sind wunderschöne Gemälde. Ich möchte mir alles anschauen, aber er sagt, ich soll mich niedersetzten. Ich setzte mich auf einen Stuhl. Er setzt sich zu einer Orgel, die sich neben mir befindet.
Jetzt nimmt er wieder die Schatulle heraus, die kenne ich jetzt schon, nimmt das goldene Ohr und setzt es mir wieder ans linke Ohr und verbindet mich mit der Goldkette wieder mit seinem Ohr. Bevor ich das Ohr hatte, habe ich nur spielen sehen, aber nichts gehört. Jetzt war ich fasziniert. Ich habe solche Töne niemals gehört. Zuerst war es wirklich, wie ein Orkan, in Orgelklänge übersetzt, dann war es, wie ein Regen. Es war herrlich, ich habe solch eine Musik nie vernommen und dann war es, wunderbar, als wenn Schnee herunter fiel und dann hörte es sich an wie Bachgeplätscher.
Dann war es aus. Er nimmt mir wieder das Ohr ab und legt es sorgfältig wieder in die Schatulle. Der Jüngling nimmt das Blatt, es war scheinbar ein Notenblatt, und kehrt mit mir wieder zu dem Lehrer von vorhin zurück. Er verbeugt sich vor ihm, der Yogalehrer verbeugt sich auch. Der Knabe geht weg.
Jetzt nimm der Lehrer ein Täfelchen: „schreibe auf - was hast du gelernt, was hast du gesehen.“
Ich schreibe auf: „vielleicht ist es falsch, jedenfalls schien es mir, dass der Jüngling diese Naturereignisse in Töne umgesetzt hat. Es war jedenfalls wunderbar. Sie schwingen noch in mir fort, den Ton habe ich jedoch nicht behalten.“
Er schreibt auf: „Ja, das ist richtig.“
Ich schreibe: „Bitte, sei so freundlich, kannst du mir eine Erklärung geben, denn das kann ich in keinem Buch lesen, das kann mir niemand auf der Erde erklären, und ich würde es ja doch gerne lernen. Dieser ältere Yogi hat ja gesagt, ich soll bei dir lernen, kannst du es mir ein bisschen erklären?“
Er schreibt auf: „was du hier gesehen hast, ist ein Genie, das war, ist und sein wird. Dieses Genie befindet sich jetzt in dieser Sphäre, um einmal all die Naturereignisse und alle diese großartigen Töne, die hier aufbewahrt sind, in einer neuen Verkörperung mit den aufgespeicherten Tönen wiederzugeben. Er bringt also alles mit, was er hier gesammelt hat. Seine Fähigkeit es zu empfangen, wird von einem Lehrer geweckt, damit die Menschheit, damit beglückt wird.“
Ich sage: „Das ist eine wunderbare Erklärung, aber wenn es nicht zu unbescheiden ist, könnte ich vielleicht fragen, wie dieses Genie heißt?“
Darauf macht er die Geste des Aufbruchs, sagt mir überhaupt nichts, ich sage noch: „Bitte, wenn ich zuviel gefragt habe, es mir zu entschuldigen und ich danke für die Führung. Ich werde es mir merken und wem darf ich es sagen?“
Und er sagt „nur ganz Wenigen, weil es nur wenige verstehen werden, vor allem gib es deinem Sohn weiter“, so hat er zum ersten Mal meinen Sohn Vayu erwähnt.